Den Begriff „klinisch“ verwende ich hier im medizinischen Sinn: Es geht um das, was sich dem Arzt in der beschreibenden und erkennenden Zuwendung zu einem Phänomen an Eigentümlichkeiten zeigt; so spricht man dann beispielsweise von der „Klinik der Neurodermitis“. Dieser Ansatz unterscheidet sich von dem einer „angewandten“ Soziologie durch einen konsequenten, methodisch ausgearbeiteten Einzelfallbezug. Die klinische Soziologie ist ein Zweig der Soziologie und wurde 1931 von Louis Wirth im Geist des Symbolischen Interaktionismus begründet, um dann in Vergessenheit zu geraten.
Erst in den 1970er Jahren erlebte diese Richtung eine, wenn auch kurze, Renaissance am Lehrstuhl für Soziologie von Ulrich Oevermann an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt.
Für weitere Details vgl. Bruno Hildenbrand, Klinische Soziologie – ein Ansatz für absurde Helden und Helden des Absurden, Wiesbaden: Springer VS 2018, hervorgegangen aus einem Studienbrief für die Fernuniversität Hagen.
Arbeitsfelder meines Ansatzes für klinische Soziologie waren (in dieser Reihenfolge) Psychiatrie, Landwirtschaft, Kinder- und Jugendhilfe.