1) Der moralische Bankrott der Verwalter der Gnadengüter
Am Sonntag, 23.7.2000, hörte ich beim Frühstück eine Meldung, den Fuldaer Bischof Johannes Dyba betreffend. Dieser soll gleichgeschlechtlich Orientierte (in seiner primitiven Sprache: Homosexuelle) als degeneriert bezeichnet haben, die keinen Anspruch auf gesellschaftliche Fürsorge hätten.
Diese menschenverachtende Sprache empörte mich noch auf meiner geplanten Ausfahrt mit dem Rennrad durch die mittelhessischen Hügel, auf der ich damit begann, einen Brief an diesen feinen Herrn zu formulieren. Er sitzt in seinem bischöflichen Palais und lässt es sich dort gut gehen, so dachte ich. Mit den Sorgen und Nöten der Welt hat er nichts zu tun.
In der 5 km langen Anfahrt auf einen Hügel, der ca. 673,5 m hoch ist und hierzulande Berg genannt wird, war eine Passage mit zwölf Steigungsprozenten zu überwinden, und je steiler es wurde, desto geharnischter wurde der geplante Brief. Auf dem Gipfel war er dann fertig.
Wieder zuhause, hörte ich erneut Nachrichten und erfuhr auf diese Weise, dass dieser feine Herr über Nacht sanft entschlafen war. Ein qualvolles Ende hat ihm der Herr erspart. Das war vielleicht die höchstamtliche Belohnung für seine menschenverachtenden Machenschaften. Zu diesen gehört, das sei nicht unterschlagen, dass ihn schon damals vorgeworfen wurde, er habe Geistliche, die im Verdacht der Kinderschänderei standen, gedeckt. Der Brief hatte sich erledigt.
Gegenüber dem radikal verbalisierenden Bischof aus Fulda ist sein Amtsbruder, der Bischof in Limburg, nur ein kleines Licht. Ungefähr zeitgleich veranstaltete er seine anstoßerregenden Umtriebe. In einem vor Luxus strotzenden, seinen privaten Zwecken dienenden Bauprojekt, dessen größte Überspanntheiten sorgfältig in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung dokumentiert wurden (Frankfurt gehört zum Bistum Limburg), entzog er der Diözese Geld, welches für gute Zwecke des Sozialdiensts katholischer Frauen vorgesehen war, die dann sich darum zu bemühen hatten, wie sie die Lücke ausgleichen konnten.
Während der eine Bischof zur Hölle fuhr, wurde der Limburger aus dem Verkehr gezogen und in den Vatikan beordert. Was er dort getrieben hat, wurde der Öffentlichkeit vorenthalten. Meine in solchen Angelegenheiten blühende Fantasie lässt sich in solchen Fällen von einem Vögelchen gern etwas zwitschern, und dieses teilte mit:
Im Vatikan traf der Limburger auf eine in Ungnade wegen Täuschung gefallene Bundesministerin, die in Berlin ihres Doktortitels verlustig ging, und es heißt, man hätte den beiden die Aufgabe übertragen, im Kohlenkeller die Briketts abzustauben.
Einstweilen hat die Sache mit kinderschändenden Priestern Fahrt aufgenommen. Der Bischof in Köln hat ein Gutachten anfertigen und in der Schublade verschwinden lassen, der Münchner Bischof sah der Wirklichkeit gefasster ins Auge und stellte der Öffentlichkeit die schockierenden Untersuchungsergebnisse der beauftragten Anwaltskanzlei vor. Respekt.
Als Nebenprodukt kam noch heraus, dass der damals in München verantwortliche Bischof namens Josef Ratzinger, mittlerweile Papst i. R., von den Vorgängen dort nichts gewusst haben will. An der entscheidenden Sitzung habe er nicht teilgenommen. Da Spitzbuben immer nur das zugeben, was ohnehin schon bekannt ist, schickte er seinen Adlatus vor, dem er auftrug, einzuräumen, dass er doch dabei gewesen wäre, den Vorgang, offenbar in seiner Sicht eine Petitesse, jedoch vergessen habe. Er war der festen Ansicht, damit durchzukommen, womit er auch recht hatte, denn die vasallentreuen Katholiken nahmen ihm diesen Unfug ab.
Seither verlassen die Gläubigen in Scharen die Kirche, der Kölner Bischof, der zwischenzeitlich im Kohlenkeller ausgeholfen hat, ist wieder zurück in Köln, wo er (so dumm sind die Katholiken nun doch wieder nicht) nicht willkommen ist, aber die Größe, die in einer solchen Situation erforderlich wäre, bringt er nicht auf.
Wie denn auch? Er und sein Limburger Kollege sehen ohnehin aus, als ob sie dem Babyalter noch nicht entwachsen wären. In ihrem Erscheinungsbild machen sie jeweils deutlich, dass sie eigentlich nicht von dieser Welt sind. Was haben sie dann in dieser Welt verloren? Könnten sie nicht noch ein paar nützliche Dienste im Kohlenkeller verrichten?
Solange das Kirchenvolk noch nicht gemerkt hat, was die Stunde geschlagen hat, und der argentinische Papst ein zahnloser Tiger bleibt, der sich gut auf den großen (besser gesagt: kleinen) Auftritt versteht, wird die kath. Kirche keinen Anspruch mehr erheben können, eine moralische Instanz zu sein. Ohne diesen Anspruch allerdings wird sie auch nicht mehr gebraucht. Wenn die Katholiken, anstatt auf dem Synodalen Weg herumzustolpern, diese Herrschaften nicht zum Teufel jagen, haben sie jeden Anspruch auf Respekt verwirkt.
[Allmählich nehmen diese Ausführungen an Fahrt zu, vom Boden haben sie schon längst abgehoben, und es wird Zeit, das Thema zu wechseln.]
Ich bleibe jedoch bei der Lokalität, um nicht ständig mit dem Finger auf die Katholiken zu zeigen, was wohlfeil ist. Die Zeiten des Kulturkampfs sind vorbei.
Der aktuell tobende Angriffskrieg des Despoten Putin gegen die tapferen Ukrainer findet explizit die Zustimmung der ihm immer schon dienstbaren russisch-orthodoxen Kirche und ihrer „Würden“träger. [Sie werden alles Mögliche tragen, Würden aber gewiss nicht, einmal abgesehen von den wackeren Priestern und Mönchen auf den Dörfern].
Und die protestantische Bischöfin a. D. Marion Käsmann, nachdem sie zugeben musste, in betrunkenem Zustand eine rote Ampel in Hannover überfahren zu haben (über ihren seinerzeitigen männlichen Begleiter wird Stillschweigen bewahrt), Frau Käsmann also hat, in stramm lutherischer Manier, die Schuld auf sich genommen und geht seither damit hausieren („Nichts ist gut in Afghanistan“ ist der Spruch, der in die Geschichte eingehen wird. Nicht bekannt ist, ob sie jemals in Afghanistan gewesen ist). Auch sie hat eine große Gefolgschaft. Gegen gutes Geld verkündet sie auf der Hauptversammlung der Volksbank Mittelhessen ihre moralischen Erkenntnisse und findet dabei Applaus.
Dies alles müsste mich nichts angehen, wäre ich als Steuerzahler nicht seit langem gezwungen, mitzuhelfen, dass die Kirche für die entzogenen Kirchengüter in der Säkularisation bis in alle Ewigkeit dadurch entschädigt wird, dass die Steuerzahler unabhängig von ihrer Kirchenzugehörigkeit zwangsweise an der Zahlung der Bischofsgehälter beteiligt sind. Ein paar Cent von den goldenen Wasserhähnen im Limburger Bischofspalast wurden auch von mir und meiner Frau aufgebracht. Neidisch wegen der Armaturen bin ich nicht, mir genügen einfache Ausführungen.
2) Bei den Nachlassverwalter der so genannten DDR gibt es nichts unterzugehen – Moral war da nie
Das russische Scheusal namens Putin, bei dem man sich von Auftritt zu Auftritt immer mehr fragen muss, ob dieses Subjekt noch der menschlichen Gattung zuzurechnen ist, gilt seinen Getreuen hierzulande, die sich aktuell, nach nicht wenig Namenswechseln, „Linkspartei“ nennen, beharrlich als Friedensfreund, auch nachdem er in Syrien, um dort einen Despoten an der Macht zu halten, seine neuen Waffen ausprobierte und Fassbomben auf Kindergärten warf.
Seit Europa vereint ist in der Verurteilung des Kriegs gegen die Ukrainer, ohne sich von dem Lurch im Kreml in einen Krieg hineinziehen zu lassen, haben sich die Damen und Herren dieser sonderbaren Vereinigung (Linkspartei) unverzüglich in die Büsche geschlagen, wo sie sich unsichtbar machen, bis klar ist, in welchem Wind das Fähnchen jetzt hängt (oder an welchen Baum der Aggressor hängt). Eine Frau Wagenknecht und ein Herr Gysi haben schon einmal ein Versuchsballon gestartet, schweigen aber seither. Vielleicht kamen sie nicht gut an mit ihrer Unterstützung des Lurch. Ihre Korrekturen wenige Tage später hat man ihnen, so man noch etwas Vernunft hat, nicht abgenommen. (Vielleicht sitzt der Lurch auch bald in Den Haag mit seinem Gesinnungsgenossen Milosevic in einer Zelle und staubt dort die paar Briketts ab, die in den Niederlanden noch verblieben sind).
Wenn also die Windrichtung klar ist, wird der smarte Herr Bartsch mit breitem Grinsen aus dem Busch heraustreten und verkünden, was die anderen die ganze Zeit über falsch gemacht haben, und seine Variante von Frieden herunterhaspeln.
Wer immer noch nicht wahrhaben will, um welch moralisch verkommenes Gesindel es sich bei diesen Moralaposteln handelt, halte sich folgendes vor Augen:
Zur selben Zeit, als der russische Aggressor in der Ukraine Kinderkrankenhäusern beschießt (natürlich war das die Ukraine selbst, wie der uniformierte Sprechapparat des Despoten versichert, nachdem man ihm am Hals einen Rubel eingeworfen hat), zu dieser Zeit also, in der die Hälfte der derzeit (14.3.2022) 2,5 Millionen ukrainischen Flüchtlinge Kinder sind, richtet die oben erwähnte Partei an die Bundesregierung eine Anfrage, wie es mit der Kinderarmut in Deutschland stehe, und erhält die ersehnte Antwort: schlecht. Der Zitieraugust des Deutschlandfunks, ein gewisser Butterwegge (aus Köln), wird diese Zahlen in Kürze in strammer Gesinnung, wie von ihm gewohnt, interpretieren. Das Radio muss dann von der Tischdecke entfernt werden, weil unten heraus die Moral trieft.
Mich ekelt, und ich komme zum Fazit:
Max Weber schließt seinen Vortrag über „Wissenschaft als Beruf“ mit einem Bibelvers aus Jesaja 21, 11,12 ab: In zeitgemäße Sprache übersetzt heißt es dort:
Von Seir ruft man mir zu
Wächter wie weit ist die Nacht
Wächter wie weit ist die Nacht
der Wächter hat gesprochen:
es kommt der Morgen und auch die Nacht
wollt ihr fragen, so fragt! Kommt wieder.
Die offizielle Deutung dieser Bibelstelle kenne ich nicht, hier meine eigene:
Der Wächter verweigert eine Antwort auf die Frage, verweist auf die jedem Kind geläufige kosmische Regelhaftigkeit und schickt den Fragenden nach Hause. Dort soll er wohl das tun, was der Königsberger Philosoph etliche 100 Jahre später empfohlen hat: Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen (ein Mut, den man beim katholischen Kirchenvolk schmerzlich vermisst). Wenn er so nicht an sein Ziel gelangt, kann er ja noch mal fragen.
Aber sicher wird der Fragende sich nicht an die selbsternannten und abgewirtschafteten Moralapostel wenden, sondern ausschließlich an die Bibel.
Ein letzter Gedanke: Das Ganze hat ohnehin keinen Sinn und führt auch zu nichts, die Nächte und der Nachmittag, die diese Polemik gekostet hat, sind vergebens. Es ist der Mut des Dr. Rieux erforderlich, um nicht zu verzweifeln. Und wenn schon der Dr. Rieux aufgerufen ist, dann gilt es auch, ins Detail zu gehen: Abschließend zitiere ich den letzten Absatz aus Albert Camus‘ Roman „die Pest“ in der Neuübersetzung bei Rowohlt 1998:
„Während Rieux den Freudenschreien lauschte, die aus der Stadt aufstiegen, erinnere er sich nämlich daran, dass diese Freude immer bedroht war. Denn er wusste, was dieser Menge im Freudentaumel unbekannt war und was man in Büchern lesen kann, dass nämlich der Pestbazillus nie stirbt und nie verschwindet, dass er jahrzehntelang in den Möbeln und in der Wäsche schlummern kann, dass er in Zimmern, Kellern, Koffern, Taschentüchern und Papieren geduldig wartet und dass vielleicht der Tag kommen würde, an dem die Pest zum Unglück und zur Belehrung der Menschen ihre Ratten wecken und zum Sterben in eine glückliche Stadt schicken würde“.
Während der Corona-Pandemie hat dieses Buch erneut große Verbreitung gefunden. Aber dem lag ein Irrtum zugrunde. Jetzt wissen wir, dass die Ratten der Pest andernorts sitzen.